Es ist Vormittag. Ich befinde mich in meiner kleinen, gemütlichen Dachgeschosswohnung. Der erste Kaffee des Tages ist gekocht und steht in einer großen Tasse mit der Aufschrift „Krisenmanager“ neben mir. Ich trinke ihn gleich, denn ich hatte vorhin eine größere Menge Gemüsesaft und bin jetzt erst einmal satt, also viel zu voll, selbst für einen einzigen Schluck Kaffee.

Heute muss eine erste grobe Fassung meines Textes über Metakompetenzen fertig werden. Hauptsache, ich schreibe irgendetwas auf; länger hinauszögern kann ich diese Arbeit nicht mehr. Nur, wo fange ich an? Meine Gedanken springen hin und her. Ich möchte vor der Besprechung meiner als YouTube-Playlist gespeicherten Videos weit ausholen und ergründen, woher mein Interesse für dieses Thema stammt.

Auf einem alten Schwarz-Weiß-Foto ist Opas Garten zu sehen. Im Hintergrund ist ein Häuschen, in der Mitte ein gepflasterter Weg, und zu beiden Seiten sind Gemüsebeete. Auf diesem Weg läuft ein Kleinkind auf die Kamera zu, stolpert und greift nach vorn. Es scheint fröhlich, begeistert und neugierig zu sein.

Wir laufen am Bach entlang. Nur Karsten hat Gummistiefel an. Vor uns steht ein Warnschild. Darauf abgebildet sind eine Flutwelle und ein hilflos wirkender Mann, der stolpert und droht, von einer Flutwelle hinfortgespült zu werden, ein Baum, dessen Wurzeln bis an den Bachlauf reichen, ein mächtiges Blätterdach; die Sonne sucht vereinzelt ihren Weg hindurch. Dahinter ein Gebäude, eine Fensterfront, oben rechts im ersten Stockwerk mein Klassenzimmer. Frau Derendorf schickt Eva und mich raus in den Flur; wir sollen uns gegenseitig etwas erklären. Wieder auf meinem Platz, hinten links, scheint der Unterricht vorbei zu sein. Vor mir drehen sich die Schüler um, schauen mich an, lachen; ich war wohl in Gedanken. Frau Derendorf lächelt mich an, spricht von der schauenden Versunkenheit eines Philosophen.

Es ist bereits Mittag. Trotzdem liege ich noch im Bett. Es ist unbequem. Das Fenster ist einen Spalt weit geöffnet und abgedunkelt. In regelmäßigen Abständen ist die S-Bahn zu hören. Sie kommt aus südlicher Richtung, also aus Köln, fährt kurz am einzigen Bahnhof in Langenfeld vorbei und fährt dann weiter nach Düsseldorf. Mich stören ihre Betriebsgeräusche nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil, ich habe mich so an sie gewöhnt, dass mir etwas fehlt, wenn ich woanders schlafe.

Der Wecker klingelt wieder. Keine Ahnung, wie oft ich die Schlummertaste bereits gedrückt habe. Jetzt bleibe ich wach. Meine Arme sind hinter dem Kopf verschränkt, eine ziemlich unbequeme Stütze, damit ich nicht auf die Decke schauen muss, und mein Blick im Zimmer umherwandern kann. Nein, es war noch nicht genug Erholung. Wieder zur Seite in die Embryostellung und noch ein einziges Mal einschlafen. Aus dem Erdgeschoss ist plötzlich die Haustür zu hören, wie sie zuschlägt. Meine Mutter war arbeiten und ist jetzt zurück. Es ist also bereits 14:00 Uhr, und ich muss los.

Ich nehme meinen Mut zusammen, gehe an den Schreibtisch, schalte meine neue Architektenleuchte ein und denke erst einmal eine Weile nach. Mein Blick fällt auf das Bücherregal. Besonders viele Bücher habe ich noch nicht. Die meisten waren bisher Schulbücher, und ich musste sie lesen. So langsam gewöhne ich mich daran, dass es kein Buch gibt, das ich nicht lesen kann, dass es meine Entscheidungen sind und ich lesen kann, was immer ich will, und auch den Zeitpunkt und die Art des Lesens selbst bestimme. Da steht Joyces „Ulysses“, weil ihn eine der Gilmore Girls erwähnt hat, „Moby Dick“, weil ihn Captain Jean-Luc zitiert, Nietzsches wichtigste Werke, weil mir der Klang seines Namens immer gefallen hat, und auch Aristoteles’ „Metaphysik“, da der Titel nach etwas klingt, womit man angeben kann. Den nehme ich jetzt vor, wieder einmal und bestimmt nicht zum letzten Mal. Ich verstehe kaum etwas davon. Und das ist gut so. Sonst müsste der Autor von mir lernen. Mindestens 30 Minuten will ich noch lesen, bevor ich heruntergehe. Wenigstens einige wenige Seiten konzentriert lesen, sonst habe ich mir den ersten Kaffee nicht verdient.

Wenig später, in der Küche, meine Mutter um die Ecke im Wohnzimmer, sagen wir uns Hallo, ohne dass wir uns sehen können. Sie hat sich hingesetzt, ist entspannt und fragt mich so aus dem Nichts, ob ich gerne ein Rätsel hören würde. Sie hat es von ihrem Chef bekommen, konnte es nicht lösen und ist gespannt, wie ich mich schlagen werde. Es lautet: „22 + 4 = 2“. Mehr Informationen bekomme ich nicht. Alles Weitere wäre eine Hilfe, sie würde es mir einfacher machen, aber dann dürfte ich nicht mehr behaupten, es gelöst zu haben.

Das Rätsel ist kompakt, kurz, leicht zu merken; ich kann es so ohne Weiteres mitnehmen. Jetzt muss ich los. Zurzeit arbeite ich in einem Lager, der Hauptumschlagbasis einer Supermarktkette. In einer Halle, die mehrere Fußballfelder groß ist, bin ich auf einem Flurförderfahrzeug, einer sogenannten „Ameise“, unterwegs. Die Arbeit ist größtenteils mechanisch, fast wie im Schlaf zu erledigen. Es bleibt genügend Zeit zum Nachdenken. Zum Beispiel über das Rätsel, Mutters Chef – vielleicht hat es etwas mit Fußball zu tun, immerhin wollte er ursprünglich mal Sportreporter werden. Und zwei Mannschaften bestehen ja aus 22 Spielern, aber was mache ich mit der „4“ und der „2“… Mein Blick fällt auf alles, was mir beim Fahren durch die Gänge so begegnet. Ich bin mittlerweile drei Jahrzehnte auf diesem Planeten, hatte Vorschulzeiten voller Gutenachtgeschichten, Regeln, Gebote, Erfahrungen, Grundschulzeit, Gymnasium, Fortbildungen – wobei das Meiste ja neben Schule und Beruf gelernt wird – jedenfalls jetzt ein „Kinderrätsel“, und ich habe keine Ahnung, was zu tun ist.

Manche Menschen sammeln Briefmarken, andere Autos, und ich habe mir vor allem Bücher, Dokumente bzw. Texte usw. ausgesucht. Während ich so beim digitalen Flanieren auf YouTube unterwegs war, und mir ein Video auffiel, das irgendwie mit Rätseln oder allgemeiner mit Problemen, Techniken fürs Lösen usw. zu tun hatte, habe ich es in einer Playlist namens „Meta“ gespeichert. Mit der Zeit sind etwa 250 Videos in dieser Liste gelandet, und jetzt möchte ich sie alle kurz besprechen. Von der Form her wird es ein Reaktionsvideo. Am Ende werden wir eine hübsche Übersicht gewonnen haben. In einem zweiten Teil bespreche ich in ähnlicher, kurzer Weise alle meine in Pocket gespeicherten Artikel. Als Drittes gehe ich alle meine als PDF gespeicherten Texte durch. Abschließen möchte ich diese Übersichtsreihe mit meinen 10 Favoriten, ob Buch, Video oder Online-Text, das soll dann keine Rolle spielen.

Manchmal hat ein Element aus der Liste nicht direkt mit einer Problemlösetechnik zu tun. Vielleicht fand ich eine Person einfach inspirierend, irgendetwas motivierend oder achtete nicht darauf, in welche Playlist das Video gespeichert wurde. Größtenteils sollte aber der Zusammenhang zu Metakompetenzen gegeben sein!

Los geht’s.

YouTube Playlist META